Umsetzung der WRRL: Feldbegehung zum Thema Zwischenfrüchte in Weilbach

Am Mittwoch, dem 04. November 2015, fand im Rahmen der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Kooperation mit dem Betrieb Ralf Fasel, Herrn Achim Schneider von der Saaten-Union, dem Zweckverband Wasserversorgung Stadt und Kreis Offenbach (ZWO), Dr. Bernhard Keil und Dr. Annette Erdoǧan von der amtlichen Bodenschätzung ein Feldnachmittag statt. Der ZWO setzt im Maßnahmenraum „Main-Taunus“ im Auftrag des RP Darmstadt die Wasserrahmenrichtlinie um. Ruben Feisel (ZWO) hieß die  Teilnehmer willkommen.  Der Zwischenfruchtanbau hat einen hohen Stellenwert für die Grundwasser schonende Landwirtschaft und durch Greening-Auflagen der EU-Agrarpolitik und das neue Hessische Programm für Agrarumwelt- und Landschaftspflegemaßnahmen – kurz HALM - in diesem Jahr deutlich an Bedeutung gewonnen. Zwischenfrüchte nehmen den überschüssigen Stickstoff nach der Ernte der Hauptfrucht auf, womit die Auswaschungsgefahr reduziert wird, und stellen diesen der nachfolgenden Kultur im nächsten Jahr zur Verfügung.

Auf einem Schlag des Betriebs Fasel wurden den Teilnehmern folgende greeningfähige Zwischenfruchtmischungen vorgestellt: Viterra Trio, Viterra Potato, Viterra Mulch (Saaten-Union) sowie zwei Eigenmischungen aus Phacelia, Ramtillkraut und Sonnenblumen. Herr Fasel erläuterte seine Erfahrungen aus dem Zwischenfruchtanbau. Die Variante Phacelia/Ramtillkraut konnte die Ausfallgerste nur unzureichend unterdrücken und erfordert wohl eine Glyphosatbehandlung im Frühjahr. Dies sei bei anderen Varianten mit einem hohen Anteil an Kreuzblütlern in der Mischung aufgrund der guten Konkurrenzkraft nicht erforderlich, vorausgesetzt die Zwischenfrüchte frieren ab. Die jeweilige Zwischenfrucht muss in die Fruchtfolge des Betriebes passen, um die Pflanzengesundheit der nachfolgenden Hauptfrucht nicht zu beeinträchtigen. So sollten in Rübenfruchtfolgen nur nematodenresistente Senf- und Ölrettichsorten ausgesät werden. Achim Schneider (Saaten-Union) erläuterte den Vorfruchtwert der einzelnen Mischungen und gab den Anwesenden Tipps für einen erfolgreichen Zwischenfruchtanbau.  Herr Feisel stellte die gemessenen Stickstofffixierungsleistungen der Varianten vor. Nicht alle Arten der Zwischenfruchtmischungen konnten sich in diesem Jahr am Standort etablieren. Ölrettich und Phacelia haben sich gut entwickelt, Ramtillkraut und Öllein eher schlecht.

Dr. Erdoǧan (Finanzamt Bad Homburg) erläuterte die naturräumlichen und klimatischen Verhältnisse. Die beiden Demoflächen in Weilbach seien naturräumlich dem Main-Taunus-Vorland zuzuordnen. Die Niederschläge betragen rund 650 mm und die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei günstigen 9,8 °C. Die klimatische Wasserbilanz liegt während der Vegetationsperiode von April bis Oktober bei knapp -120 mm. Es besteht also ein deutliches Wasserdefizit. Bezogen auf das gesamte Jahr ergibt sich jedoch eine positive Wasserbilanz von ca. 50 mm. Dies bedeutet einerseits, dass die Böden über Winter meist wieder mit Wasser voll aufgesättigt werden, was positiv beurteilt werden muss, aber dass auch die Gefahr einer Verlagerung von Nitrat in das Grundwasser besteht. Der Standort zeichne sich durch ertragreiche Parabraunerde und Kolluvisole aus, die während der pleistozänen Kaltzeiten durch Windablagerungen von Löß entstanden seien.

Dr. Keil (Oberfinanzdirektion Frankfurt am Main), der für die Bodenschätzung in Hessen verantwortlich ist, stellte zwei aufgegrabene Bodenprofile vor. Es handelte sich dabei um einen Hangfußboden (Kolluvisol) über einer erodierten Parabraunerde und einer stark erodierten Parabraunerde. Die hohe Ertragsfähigkeit der Lößböden wird insbesondere durch die gute Durchwurzelbarkeit des Unterbodens und der hohen Menge an pflanzenverfügbarem Wasser im durchwurzelbaren Bodenraum begründet. So werden unterhalb eines Quadratmeters bis in die Tiefe von einem Meter 200 Liter bzw. mm Wasser pflanzenverfügbar gespeichert. Tatsächlich reicht die Durchwurzelung der Kulturpflanzen bis in eine Tiefe von ca. 2 Meter. Insgesamt können in Lößböden 6000 bis 10000 kg Gesamt-N/ha vorliegen. Bei einer Grundwasserneubildungsrate von 50 mm, was der jährlichen klimatischen Wasserbilanz von 50 mm entspricht, reichen bereits rein rechnerisch 6 kg N/ha aus, falls diese mit dem Sickerwasser ins Grundwasser gelangen, um den seit 1986 EU weit geltenden Grenzwert von 50 mg Nitrat/Liter zu überschreiten.

Von allen Nährstoffen kommt hinsichtlich der Ertragsbildung neben dem Wasserhaushalt dem Stickstoff eine herausragende Bedeutung zu. So werden bei einem Ertrag von 100 dt/ha Winterweizen rund 200 kg N/ha und ca. 4.000 t Wasser/ha benötigt. Zwischenfrüchte können helfen, das Risiko der Nitratverlagerung ins Grundwasser zu minimieren.

Im nächsten Jahr werden in die Zwischenfruchtvarianten Zuckerrüben gesät.